Der Immobilien(ver)kauf

Themenbereich: allg Zivilrecht
 

Das Immobilienrecht ist nicht für jedermann alltäglich und bietet auch rechtlich einige Besonderheiten, mit denen sich die Parteien im Vorfeld vertraut machen sollten.


 

Der Im­mo­bi­lien(ver)kauf 

1. Vor­be­mer­kun­gen

Der Kauf oder auch der Verkauf einer Immobilie ist im Leben vieler Menschen ein wichtiger Meilenstein. Dem­ent­spre­chend hat der Ge­setz­ge­ber in § 311 b BGB vor­ge­se­hen, dass ein Ver­trag, durch den sich ein Ver­trags­part­ner ver­pflich­tet, das Ei­gen­tum an ei­nem Grund­stück zu über­tra­gen oder zu er­wer­ben, der no­ta­ri­el­len Be­ur­kun­dung be­darf. Ne­ben der mit der no­ta­ri­el­len Ur­kun­de ver­bun­de­nen Be­weis­funk­ti­on war es dem Ge­setz­ge­ber be­son­ders wich­tig, durch die Pflicht zur no­ta­ri­el­len Be­ur­kun­dung si­cher zu stel­len, dass bei­de Ver­trag­spar­tei­en durch ei­ne fach­kun­di­ge Per­son über die Be­deu­tung der ab­ge­ge­be­nen Er­klärun­gen in­for­miert wer­den.

Grund­sätz­lich sind drei Ar­ten von Im­mo­bi­lien­kauf­ver­trä­gen zu un­ter­schei­den, näm­lich:

- Der Kauf ei­nes un­be­bau­ten Grund­stücks (Bau­platz),

- Der Kauf ei­nes be­bau­ten Grund­stücks (mit auf­ste­hen­dem Ge­bäu­de),

- Der Kauf ei­nes Grund­stücks, auf dem ein Ge­bäu­de noch er­rich­tet wer­den soll (so­ge­nann­ter Bau­trä­ger­ver­trag).

Der letzt­ge­nann­te Ver­trags­typ weist vie­le recht­li­che Be­son­der­hei­ten auf. Die­se Ab­hand­lung be­schäf­tigt sich des­halb le­dig­lich mit dem klas­si­schen Kauf­ver­trag über ein un­be­bau­tes oder be­bau­tes Grund­stück. Es ist be­ab­sich­tigt, den Bau­trä­ger­ver­trag in ei­nem ge­son­der­ten Auf­satz zu be­han­deln. An­ge­sichts der Fül­le der bei ei­nem Grunds­tücks(ver)kauf an­ste­hen­den Fra­gen und Prob­le­me kann die vor­lie­gen­de Dar­stel­lung nur ei­nen gro­ben Über­blick über den we­sent­li­chen Ab­lauf ver­schaf­fen. In je­dem Fall ist die un­mit­tel­ba­re Be­ra­tung durch den be­ur­kun­den­den No­tar un­er­setz­bar. Der No­tar ist kraft Ge­set­zes und kraft Am­tes ver­pflich­tet, bei­de Ver­trags­par­tei­en sach­ge­recht über den Ab­lauf des Ver­fah­rens und al­le da­mit zu­sam­men hän­gen­den Fra­gen, Ri­si­ken und Ge­fah­ren zu be­ra­ten und zu be­leh­ren.

2. Vor­be­rei­tung und Be­ur­kun­dung

Schon im ei­ge­nen In­te­res­se wird der Käu­fer das Ver­trags­ob­jekt vor dem Kauf ein­ge­hend be­sich­ti­gen oder durch ei­ne Ver­trau­ens­per­son, ggf. so­gar durch ei­nen Bau­sach­vers­tän­di­gen be­sich­ti­gen las­sen. Even­tu­ell er­mit­tel­te Män­gel kön­nen zwi­schen den Ver­trag­sparteien ab­ge­klärt wer­den. Dies liegt im In­te­res­se bei­der Par­tei­en, um an­schlie­ßen­de Strei­tig­kei­ten über spä­ter be­kannt wer­den­de Män­gel aus­zu­schlie­ßen. Über das Er­geb­nis soll­te der No­tar in­for­miert wer­den, da­mit ggf. kon­kre­te Ab­spra­chen in den Kauf­ver­trag auf­ge­nom­men wer­den kön­nen. In die­sem Zu­sam­men­hang soll­te auch ge­klärt wer­den, ob der Ver­käu­fer ei­nen Ener­gie­aus­weis für ein auf­ste­hen­des Ge­bäu­de zur Ver­fü­gung stel­len kann oder der Käu­fer da­rauf ver­zich­tet.

Ge­klärt wer­den soll­te zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en auch, ob die Er­schlie­ßung des Grund­be­sit­zes end­ab­ge­rech­net und be­zahlt ist oder ob noch Ver­an­la­gun­gen zu er­war­ten sind. Ggf. kön­nen bei der zu­stän­di­gen Ge­mein­de ent­spre­chen­de In­for­ma­tio­nen ein­ge­holt wer­den. Er­ör­te­rungs­be­dürf­tig ist zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en auch, ob und ggf. wel­che Ge­gen­stän­de zu­sätz­lich zum Grund­stück bzw. Ge­bäu­de ver­äu­ßert wer­den sol­len oder wel­ches Zu­be­hör ggf. vom Kauf­ver­trag er­fasst wird. So­fern be­weg­li­che Ge­gen­stän­de mit ver­äu­ßert wer­den, ist es sinn­voll, in­so­weit Tei­le des Kauf­prei­ses ge­son­dert aus­zu­wei­sen, da­mit die­se Kauf­preis­tei­le bei der Grund­er­werb­steu­er und den Grund­buch­ge­büh­ren nicht er­fasst wer­den.

Die meis­ten Im­mo­bi­lien­käu­fe wer­den nicht aus der "Por­to­kas­se" be­zahlt, son­dern mit Hil­fe von Dar­le­hen fi­nan­ziert. Es emp­fiehlt sich des­halb, dass sich der Käufer vor Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges bei sei­ner Bank ver­ge­wis­sert, dass der Er­werb des Ver­trags­ob­jekts auch fi­nan­zier­bar ist. An­sons­ten be­steht die Ge­fahr, dass der Kauf­preis bei Fäl­lig­keit nicht be­zahlt wer­den kann, was zu er­heb­li­chen Scha­dens­er­satz­an­sprü­chen des Ver­käu­fers füh­ren kann. Üb­lich ist es, die Dar­le­hen der fi­nan­zie­ren­den Bank oder Spar­kas­se mit ei­ner oder meh­re­ren Grund­schul­den ab­zu­si­chern, die be­reits bei der Be­ur­kun­dung des Grund­stücks­kauf­ver­tra­ges eben­falls mit­ be­ur­kun­det wer­den kön­nen. Da­mit die­se Fi­nan­zie­rungs­grund­schul­den über­haupt ins Grund­buch ein­ge­tra­gen wer­den kön­nen, er­teilt der Ver­käu­fer dem Käu­fer Voll­macht, die Grund­schuld(en) schon im Grund­buch ein­tra­gen zu las­sen, ob­wohl er noch nicht Ei­gen­tü­mer ist. Zur Ab­si­che­rung des Ver­käu­fers vor un­be­rech­tig­ten Ver­fü­gun­gen sind da­bei be­stimm­te Si­che­rungs­auf­la­gen zu be­ach­ten.

Vor der Be­ur­kun­dung stellt der No­tar den Grund­buch­in­halt fest. Im Grund­buch, das bei dem zu­stän­di­gen Amts­ge­richt ge­führt wird, ist im Be­stands­ver­zeich­nis das Grund­stück mit ge­nau­er La­ge­be­zeich­nung ein­ge­tra­gen, in Ab­tei­lung I ist der Ei­gen­tü­mer be­nannt. In Ab­tei­lung II des Grund­buchs fin­den sich Las­ten und Be­schrän­kun­gen, in Ab­tei­lung III Hy­pothe­ken, Grund­schul­den und Ren­ten­schul­den. Die in Ab­tei­lung III vor­han­de­nen Ein­tra­gun­gen wer­den im Re­gel­fall bei der Ei­gen­tums­um­schrei­bung ge­löscht. In Ab­tei­lung II sind häu­fig Rech­te ein­ge­tra­gen, die nicht oh­ne wei­te­res ge­löscht wer­den kön­nen, et­wa We­ge­rech­te für Nach­barn oder Leit­ungs­rech­te für Strom­ver­sor­ger. Die­se Rech­te müs­sen dann über­nom­men wer­den.

Vor der Be­ur­kun­dung über­mit­telt der No­tar den Ver­trags­be­tei­lig­ten in der Re­gel ei­nen Ver­trag­sent­wurf. Falls noch Rück­fra­gen oder Än­de­rungs­wün­sche be­ste­hen, kön­nen die­se dann vor der Be­ur­kun­dung noch ge­klärt oder be­rück­sich­tigt wer­den.

Im ei­gent­li­chen Be­ur­kun­dungs­ter­min wird den Ver­trags­par­tei­en der ge­sam­te Text der Ur­kun­de vor­ge­le­sen, in der Re­gel vom No­tar per­sön­lich. Da­durch soll der In­halt des Ver­tra­ges den Par­tei­en noch­mals vor Au­gen ge­führt wer­den. Falls dann noch wei­te­re Fra­gen auf­tau­chen, kön­nen die­se di­rekt mit dem No­tar ge­klärt oder ggf. Änderungen des Vertragstextes vorgenommen wer­den. Wenn an­schlie­ßend al­le Be­tei­lig­ten mit dem ver­le­se­nen Ur­kunds­text ein­ver­stan­den sind, er­folgt die Un­ter­schrifts­leis­tung. Vorbehaltlich wei­te­rer Ge­neh­mi­gun­gen wird der Ver­trag mit der Un­ter­zeich­nung durch den No­tar wirk­sam.

3. Ab­wick­lung und Voll­zug

Mit der Be­ur­kun­dung des Kauf­ver­tra­ges ist die Sach­be­ar­bei­tung na­tür­lich noch nicht ab­ge­schlos­sen. Der No­tar über­nimmt es auf­grund ge­setz­li­cher Vor­schrif­ten, aber auch auf­grund der Be­auf­tra­gung durch die Ver­trags­be­tei­lig­ten, die not­wen­di­gen Be­nach­rich­ti­gun­gen Drit­ter durch­zu­füh­ren. Es müs­sen Be­schei­ni­gun­gen, Ge­neh­mi­gun­gen und At­tes­te ein­ge­holt wer­den, die zur Ab­wick­lung des Grund­stücks­kauf­ver­tra­ges er­for­der­lich sind. Wenn die ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Vor­aus­setzungen für die Kauf­preis­fäl­lig­keit vor­lie­gen, teilt der No­tar dem Käu­fer mit, dass der Kauf­preis fäl­lig ist. Der No­tar ist wei­ter­hin da­für ver­ant­wort­lich, dass die Ei­gen­tums­um­schrei­bung tat­säch­lich erst dann er­folgt, wenn die Kauf­preis­zah­lung an den Ver­käu­fer er­folgt und nach­ge­wie­sen ist.

Un­ter an­de­rem hat der No­tar den Ver­trags­schluss auch dem Fi­nanz­amt mit­zu­tei­len. Dort wird die Grun­der­werbs­teu­e­r fest­ge­setzt, in der Re­gel 3,5 % des Kauf­prei­ses. Wenn der Käu­fer die Grund­er­werbs­steu­er be­zahlt hat, er­hält der No­tar ei­ne so­ge­nann­te "Un­be­denk­lich­keits­be­schei­ni­gung", mit dem nach­ge­wie­sen wer­den kann, dass das Fi­nanz­amt kei­ne Be­den­ken ge­gen die Ein­tra­gung des neu­en Grund­stücks­ei­gen­tü­mers im Grund­buch er­hebt. Die­se Be­schei­ni­gung ist Vo­raus­set­zung da­für, dass das Grund­buch­amt die Ei­gen­tums­um­schrei­bung im Grund­buch durch­führt.

Die Ver­äu­ße­rung des Grund­stücks hat noch wei­te­re Rechts­fol­gen, auf die in der Re­gel im Kauf­ver­trag hin­ge­wie­sen wird. Der Käu­fer wird Schuld­ner der Grund­steu­er. Nach den üb­li­cher­wei­se ge­trof­fe­nen Ab­re­den ist ein Teil der Steu­ern und Ab­ga­ben von Käu­fer an den Ver­käu­fer zu er­stat­ten. Ge­bäu­de­ver­si­che­run­gen ge­hen Kraft Ge­set­zes auf den Käu­fer über, der sie je­doch in­ner­halb ei­nes Mo­nats ab sei­ner Ein­tra­gung als Ei­gen­tü­mer im Grund­buch kün­di­gen kann. Die­ser Über­gang des Ver­si­che­rungs­ver­hält­nis­ses be­wirkt, dass ei­ne Ge­bäu­de nie­mals un­ver­si­chert über­tra­gen wer­den kann. We­gen des oft ho­hen Wer­tes von über­eig­ne­ten Haus­grund­stü­cken soll der Käu­fer um­fas­send ge­schützt wer­den und nicht auf­grund ei­nes Ver­se­hens oder Nach­läs­sig­keit den Ver­si­che­rungs­schutz ver­lie­ren.

Mit dem Ei­gen­tum ge­hen nach den Vor­schrif­ten des BGB auch even­tu­e­lle Miet- oder Pacht­ver­hält­nis­se über. Der Käu­fer tritt Kraft Ge­set­zes in die be­ste­hen­de Ver­trä­ge ein. Ge­ge­be­nen­falls kann der Er­wer­ber be­ste­hen­de Miet- oder Pacht­ver­hält­nis­se nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten kün­di­gen. Für Wohn­raum sind al­ler­dings die gel­ten­den Mie­ter­schutz­vor­schrif­ten zu be­ach­ten.

 

Über die Ein­zel­hei­ten der Ver­trags­ge­stal­tung und den Ab­lauf des Ver­fah­rens vom ers­ten Vor­ge­spräch bis zur Grund­buch­ein­tra­gung in­for­miert Sie ger­ne Ihr be­ra­ten­der No­tar. Scheu­en Sie sich nicht, sich mit al­len in­te­res­sie­ren­den Fra­gen den be­ur­kun­den­den No­tar zu wen­den. Er ist kraft Ge­set­zes da­zu ver­pflich­tet, Sie in je­der Hin­sicht zu be­leh­ren und zu be­ra­ten.


 

Autor


Gockel, Thomas - Rechtsanwalt und Notar

Fachanwalt für Strafrecht

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